Ich hab’s echt schon oft versucht, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ich will eigentlich gar nicht rauchen. Ich mag es nicht, ich genieße es nicht, ich finde es asozial. Aber ich bin halt leider hart süchtig und zwar schon seit 25 Jahren.
“Hör einfach auf, nach ein paar Tagen sind die Entzugserscheinungen vorbei”, sagst du. Ist halt leider bei mir nicht so. Nach 4 Tagen kriege ich voll das Hochgefühl – WOW, ich rauche nicht mehr, ich brauche es nicht mehr! Und dann merke ich dass ich dauernd die Zähne zusammenbeiße, super-gereizt reagiere, nicht mehr arbeitsfähig bin und mein Hirn sich anfühlt wie ein in Lauge getränkter Schwamm. Und das hört nicht auf, 12 Wochen lang hab ich das maximal ausgehalten, und dann hab ich mich aktiv dazu gezwungen wieder Zigaretten zu rauchen, obwohl es räudig war, weil ich einfach nur wieder normal denken können wollte, statt jeden Tag waffenlos gegen mein eigenes Hirn zu kämpfen.
“Lies das Buch von Allen Carr, damit ist es total einfach” sagst du. Und vielleicht stimmt das ja für normale Menschen. Der Gedanke, dass Rauchen an sich nichts bringt, und Raucher nur rauchen um so entspannt zu sein wie Nichtraucher es immer sind, klingt logisch. Ist bei mir halt nur leider nicht so. Wenn ich nüchtern bin und nicht rauche, summt mein Hirn wie ein Bienenstock. Ich weiß, dass das ADHS ist. Bin in Behandlung deswegen. Nehm auch Medis. Brauch trotzdem noch Nikotin.
Und dann ging plötzlich ein Licht an: Ich brauch Nikotin, keine Zigaretten. Das Schöne an Nikotin ist, es macht alleine praktisch nicht süchtig, verursacht keinen Krebs und erhöht nicht das Herzinfarktrisiko. Die ganze Scheiße hast du nur, wenn du es dir mit Teer-haltigem Rauch sekundenschnell direkt durch die Blut-Hirn-Schranke ballerst. Mit reinem Nikotin, zeitverzögert freigesetzt, kannst du alt werden.
Also hab ich mich entschieden: Ich höre mit dem Rauchen auf, und wenn ich das Nikotin weiter brauch, ist mir das einfach egal. Die Kaugummis sind zwar schweineteuer, aber was solls, man gönnt sich ja sonst nichts. Und was soll ich sagen? Die Dinger befriedigen was auch immer meinem defekten Hirn fehlt genauso gut wie die Kippen, nur ohne Gestank, gelbe Zähne, gelbe Finger, Mundgeruch und Atemnot.
Und ich brauche jede Woche weniger davon. Vielleicht, vielleicht komme ich von dem Stoff ja doch noch los. Aber wenn nicht, ist mir das grade auch egal. Mir geht’s gut!
Waren damals bei mir auch die Rettung. Allerdings musste ich nach zwei Wochen bereits aufhören die Kaugummis zu nehmen, hatte immer das Gefühl Herzrasen davon zu bekommen.
Jedenfalls, kann ich mich gut daran erinnern, das die “Normalität” erst nach 6 Monaten eintraf. Musste mich dann bei sehr vielen Leuten entschuldigen, weil ich wie eine permanent schlecht gelaunte Arschkrampe es mir mit jedem verscherzt hatte. Das waren 6 Monate permanenter Anspannung und Aggressivität, am schlimmsten fand ich Raucher. Ironie.
Ich hatte mal mit dem Rauchen aufgehört (bis ich wieder anfing) und ja, ich war wohl einer der schlimmsten Nichtraucher den man sich vorstellen konnte.
Mich hat der passiv Geruch von Zigaretten derart angeekelt, wie es normale Nichtraucher nicht tun.